Wir, das Organisationsteam des 1. Anarchistischen Mai in Dortmund, werden im Folgenden in kurzer Form Stellung zu dem Text der Schwarzen Ruhr Uni nehmen.
Unsere Stellungnahme soll einen zweiten Blickwinkel auf die unübersichtliche Situation ermöglichen, um einseitigen und voreiligen Schlüssen entgegenzuwirken.
Unter dem Titel „Anarchismus wie vor 100 Jahren kann Mensch sich auch sparen – Ein Aufruf zur kritischen Intervention bei der Anarchistischen 1. Mai-Demo in Dortmund“ wurde am 25.04. unter anderem dazu aufgerufen, die Demonstration und auch Redebeiträge zu stören, was eine fatale Entwicklung wäre.
Die Kritik, die auch im Vorfeld geäußert wurde, nehmen wir nach wie vor sehr ernst und stimmen dieser auch weiterhin teilweise zu. Dies haben wir der Schwarzen Ruhr Uni bereits vor Wochen mitgeteilt.
Von Vorwürfen, transfeindliches, antisemitisches und koloniales Gedankengut zu verbreiten, möchten wir uns ganz klar distanzieren und finden derartige Anschuldigungen mehr als unangebracht. Sie diskreditieren unsere jahrelange Arbeit für Gleichberechtigung und gegen Unterdrückung. Auch das Nennen von einer einzelnen Gruppe und einer Einzelperson innerhalb der Vorbereitungsgruppe kritisieren wir scharf!
Gerne würden wir uns ausführlich inhaltlich zu den im Raum stehenden Anschuldigungen äußern, da diese sehr schwerwiegend sind und wir diese ausgiebig aus dem Weg räumen würden. Dies ist uns leider aus unterschiedlichen Gründen speziell wenige Tage vor dem 1. Mai nicht möglich. Vor allem aber haben wir einfach keine Kraft, im Angesicht der größten Mobilisierung der anarchistischen Bewegung in NRW, vielleicht in ganz Deutschland, vernünftig inhaltlich Stellung zu beziehen. Wir bitten um Verständnis und eine solidarische Rücksichtnahme was diesen Punkt angeht.
Natürlich sind alle Mitkämpfenden mit Vision einer gerechteren Zukunft herzlich willkommen, selbstverständlich auch trans*, inter und nicht binäre Menschen in allen Blöcken und besonders im feministischen Block!
Das letzte, was wir erreichen möchten, ist, dass sich Menschen unserer Bewegung ausgeschlossen fühlen. Wenn uns das nicht gelungen ist, möchten wir uns dafür entschuldigen!
Unsere diesjährigen Kapazitäten zur Organisation der Demonstration sind sehr begrenzt, aber dennoch sehr zeit- und kraftaufwendig. Dies ist auch der Grund, weshalb wir davon abgesehen haben, unseren Aufruf grundlegend zu überarbeiten und die Redebeiträge den Organisationen überlassen, die aktiv mitorganisiert haben.
Dies ist kein persönlicher Angriff auf die SRUB. Auch zahlreichen anderen Gruppen haben wir abgesagt, da Redebeiträge aller Bewegungen den zeitlichen Rahmen sprengen würden.
Natürlich ist es schwierig zu differenzieren, welchen Themen wir an diesem 1. Mai besonders Gehör verschaffen wollen. Leider ist es nicht möglich, den zu vielen Problematiken dieses Systems an einem Tag eine Plattform zu geben, ohne dass anderen diese Chance nicht gegeben werden kann.
Dafür bitten wir um euer Verständnis!
Unseren Fokus haben wir deshalb auf die Mobilisierung gesetzt, in die sehr viel Herzblut und Zeit gesteckt worden ist, da wir mit der Demonstration gerade auch Menschen, die bisher nicht in Kontakt mit anarchistischen Ideen gekommen sind, versuchen zu erreichen.
Um so tragischer ist es, dass zu weiterer Spaltung aufgerufen wird, die zu Unsicherheit unserer Bewegung führt und die für Außenstehende sehr abschreckend ist.
Gerade jetzt, im Endspurt der Vorbereitungen, hätten wir lieber auf Unterstützung gehofft, als unsere Energie in öffentlich ausgetragene Konflikte zu investieren.
Wir wünschen uns auch eine andere Kultur der Auseinandersetzung, mit unseren internen Problemen und inhaltlichen Differenzen. Dass unser Orgateam und alle beteiligten Gruppen jetzt in der Szene und Öffentlichkeit des Antisemitismus, der Transfeindlichkeit und mehr bezichtigt werden, finden wir unerträglich. Wir brauchen dringend eine solidarische Fehlerkultur, eine Kultur des Zuhörens und Verstehens.
Wir sollten uns wieder mehr darauf konzentrieren, wo die Wurzel unserer Probleme liegt, anstatt einen internen Krieg zu führen.
Grade in Anbetracht der sich zuspitzenden gesellschaftlichen Zustände, die von Krieg und Krise geplagt sind, brauchen wir eine starke geschlossene 1. Mai Demonstration. In diesem Sinne möchten wir noch einmal an alle apellieren: lasst uns für unsere Konflikte nach dem 1. Mai die Zeit nehmen. Die Demonstration selbst ist nicht der Ort um diese auszutragen. Wir bitten deshalb inständig, davon abzusehen Redebeiträge oder den sonstigen Ablauf der Demonstration, wie von der SRUB vorgeschlagen, zu stören!
Hiermit möchten wir uns bei allen Helfenden bedanken, die ihre Freizeit dafür aufwenden, dieses gemeinsame Ereignis überhaupt möglich zu machen!